Ein Lied schreiben: „Erst Text oder Melodie?“

Songwriter verzweifelt beim Songwriting weil er nicht weiß ob erst text oder melodie

Vor ein paar Monaten habe ich einen Songwriter kennengelernt, der unzufrieden mit seinen Liedern war. Sie flossen nicht richtig, klangen holprig und einfach unrund. Kurz, wie von einem Anfänger geschrieben. Dabei hatte er bereits einige Erfolge mit seinen Liedern gehabt. Als wir weiter ins Reden kamen, wurde mir klar, worin sein Problem lag. Er schrieb zuerst nur den Text und versuchte dann, Akkorde und Melodie dazu zu finden. Das ist ein Vorgehen, das durchaus möglich ist und für viele Songtexter funktioniert. Aber oft führt es dazu, dass der Text wie entkoppelt von der Melodie wirkt, sich die Lieder irgendwann ähneln. Oder die Lieder werden schlichtweg uninteressant, weil man den vollen Fokus auf einen guten Text setzt und vergisst, dass Harmonie und Melodie ebenfalls eine Funktion in einem Lied erfüllen.

Aber heißt das nun, man sollte auf jeden Fall mit der Melodie beginnen? Nein. Was dann?

Die Entscheidung wie begonnen, wird kann den kreativen Prozess und das Endergebnis maßgeblich beeinflussen. Daher zeige ich dir in diesem Artikel, worauf du achten solltest. Die Frage – Lied schreiben erst Text oder Melodie?

Ein Streit der Jahrhundert andauert

Die Diskussion, ob man beim Liederschreiben zuerst den Text oder die Melodie komponieren sollte, ist so alt wie Songwriting selbst. Beide Ansätze haben ihre Anhänger und spezifische Vorteile. Ich bin der Meinung ein Songwriter sollte beides beherrschen und viel wichtiger noch sogar, die dritte Methode. Die zeige ich dir weiter unten in dem Beitrag.

Was passiert, wenn man zuerst den Text schreibt

Es liegt klar auf der Hand, oder? Einen Text kann ich immer und überall schreiben. Wenn mir gerade ein Gedanke kommt und ich in der Bahn sitze oder im Arztzimmer wartet. Ich kann einfach drauf los schreiben und einen Text schreiben. Aber welche Auswirkungen und Vorteile hat es fürs Songwriting zuerst den Text zu schreiben?

Wenn du einen guten Text schreibst, hast du sämtliche Entscheidungen schon getroffen die das Lied braucht. Du hast eine erste Strophe, die Liedstruktur, das Reimschema, die Metrik, usw. alles bereits festgelegt bevor die Musik dazu kommt. Du musst also weniger Entscheidungen zur gleichen Zeit treffen. Du musst dir noch keine Gedanken darüber machen, welche Harmonien notwendig sind oder welche melodische Form du verwendest. Theoretisch solltest du mit einem fertigen Text auch fast alles musikalische definiert haben, ohne dass du dir gedanken darüber machen musstest. Braucht der Text eine abgeschlossene, aufgelöste Akkordfolge oder ist er eher unruhig und will keine Auflösung. Welche Worte sind die wichtigen und gibt der Text bereits Hinweise darauf wie sich die Melodie bewegen sollte? (Beispiel: Dein Text beschreibt etwas Fröhliches und fühlt sich upflifting an, dann ergibt es Sinn eher steigende Melodieformen zu verwenden).

Das kann die Arbeit später sehr einfach machen, aber… viele Texte vieler Songwriter sind nicht im ersten Moment so gut, dass genau das alles definiert worden ist, bewusst oder unbewusst. Viele Songwriter brauchen das Hin und Her Text und Melodie anzupassen, damit es ein gutes Lied wird. Was die meisten Songwriter statt dessen machen: Am Text festklammern und verhunzen oft nicht nur die Melodie und die Metrik, weil der Text eben nicht so genau passt, sondern auch das gesamte Lied.

Was passiert, wenn man die Melodie zuerst schreibt.

Eigentlich ist es dasselbe wie beim Text. Hat man die Melodie zuerst geschrieben, hat man bewusst oder unbewusst auch schon sehr viele Sachen definiert. Aber die Melodie zu Beginn hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem Text.
Die Melodie ist 10-mal eingängiger als der Text. Wenn die Melodie gut ist, eingängig und ein richtiger Ohrwurm, ist es wesentlich leichter, mit einem durchschnittlichen Text ein erfolgreiches Lied zu schreiben als andersherum.
Natürlich sollten idealerweise beide Liedteile sehr gut sein 😉

Wie dann, wenn beides nicht optimal ist?

Wenn du dich lost fühlst in all den Entscheidungen ist das überhaupt nicht schlimm. Jedem ging es schon mal so. Glücklicherweise habe ich eine Lösung gefunden, das zu überwinden. Komm doch in die beste Songwriter Community im Netz und nimm teil an unserem Gruppen-Coaching. Hier findest du gleichgesinnte Songwriter, die alle besser werden wollen und bekommst professionelles Coaching und Hilfe im Songwriting von mir. Interessiert? Hier erfährst du mehr darüber.

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Wenn du mal Interviews von großen Künstlern über die Entstehung ihrer Lieder hörst, wird dir folgendes auffallen: meist klingt es so „da war diese Idee (Akkord, Textzeile, Melodie) und ich habe mich sofort an mein Instrument gesetzt und verschiedene Sachen versucht“. Meiner Meinung nach der zielführendste Ansatz ist ein Lied „dynamisch“ zu schreiben. Melodie und Text gleichzeitig zu schreiben.

Starte mit einer groben Idee, egal ob das eine Textidee ist, eine Melodie, ein Titel oder auch nur ein Rhythmus. Aber anstatt nun einen Teil des Liedes komplett fertig zu stellen, solltest du anfangen zu experimentieren. Mit Wörtern, mit Melodien, mit deinem Gesang, oder mit deinem Instrument. Lass dich von der Musik tragen und sobald du an den Text kommst experimentiere mit Text und Melodie gleichzeitig. Welche Melodie fühlt sich richtig an? Ok, welcher Text passt zu dieser Melodie? Willst du eigentlich etwas anderes sagen, dann ändere die Melodie solange bis dein Text und deine Melodie eine unzertrennliche Einheit bilden.

Persönlicher Ansatz und Flexibilität

Betonung der individuellen Vorlieben und Arbeitsweisen

Jeder Songwriter hat seinen eigenen Stil und bevorzugte Arbeitsweise. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Experimentiere mit verschiedenen Methoden, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert. Mit dem Text zu beginnen funktioniert für manche, für manche aber auch nicht. Wenn du mit einem Text beginnst oder mit einer Melodie gestatte dir aber immer die Freiheit, das bereits geschriebene noch ein mal anzupassen. Ansonsten wirst du deinen Liedern keinen Gefallen tun und du riskierst, dass sie einfach nicht rund wirken. Der wichtigste Satz im Songwriting ist und bleibt „Kill your darlings“.

Wie ist es bei dir? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen, wie du deine Lieder beginnst und wie das für dich klappt.

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